KISS nähert sich mit der Ausstellung GLASSHOUSE dem Unerklärbaren an: Gemeinde Abtsgmünd

KISS nähert sich mit der Ausstellung GLASSHOUSE dem Unerklärbaren an

Artikel vom 21.03.2023

Kiss_Glasshouse_be honey bee — Mit den Augen eine Biene sehen – möglich macht es die beeindruckende Rauminstallation „Be honey bee“ von Heidi Hahn.

Kiss_Glasshouse_lebe autark - stirb autark — Ester van der Bie verknüpft aktuelle Themen wie Ressourcenknappheit, Klimawandel oder Überbevölkerung und führt gleichzeitig vor Augen, wie absurd die Gesellschaft mit der scheinbar gezähmten Natur umgeht. Im Bild die Installation „Lebe autark – stirb autark“.

Kiss_Glasshouse_genese/genesen — Malatisons Installation „Genese/genesen“ verwandelt den Ausstellungsraum in ein Labor. Hier scheinen Kunst und Wissenschaft eine Symbiose einzugehen.

Kiss_Glasshouse_Yuan Huy Nguyen — Einer der stärksten Protagonisten der neuen europäischen Malerei ist Yuan Huy Nguyen. Seine virtuos gemalten Ölgemälde überwältigen unmittelbar mit ihrer Schönheit – und sie verstören. Links „Une journée horizontale“ und rechts „Excavation“; vorne im Glas: „Prometheus“ von Robert Frenzel.

Kiss_Glasshouce_MY-CO-X — Das Projekt „MY-CO-X“ der TU Berlin ist ein Ausflug in die Welt der Pilze, deren Myzel Potential zum Baustoff der Zukunft hat.

Kiss_Glasshouse_Wölfe — Ottmar Hörls „Wölfe“ bevölkern einen ganzen Gang im Schloss. Hörl thematisiert darin die Rückkehr der Wölfe, für die in der heutigen Kulturlandschaft aber letztendlich kein Platz mehr ist. Im Schloss ist das Rudel auf Zeit untergekommen und betrachtet hier interessiert die „Lichtung“ von Werner Liebmann.

Kiss_Glasshouse_Garden of Earthly Delights — Ein ganzer Flur wird von den farbintensiven Installationen von Urban Hüter erleuchtet. Mit der Serie Garden of Earthly Delights beschäftigt er sich mit existenziellen Fragen der Menschheit. Ausgehend von Phänomen industrieller Massenproduktion schafft er aus menschengemachten Produkten Arbeiten zwischen Natur, Wissenschaft, Kunst, Design und Industrie.

Ein Wolfsrudel im Schloss, die Welt mit den Augen der Bienen sehen, Pilze als Baustoff der Zukunft – das alles und noch viel mehr erleben die BesucherInnen bei der aktuellen Ausstellung des Kunstvereins KISS. Kein Wunder, dass zahlreiche Gäste, KünsterInnen und Kunstinteressierte vergangenen Donnerstag zur Vernissage von GLASSHOUSE ins Schloss nach Untergröningen gekommen waren.

Nach den erfolgreichen Ausstellung der letzten Jahre SweetNothingSweet, SPACES und Fantasma widmet sich KISS einem weiteren großen und brandaktuellen Thema: Kuratorin Heidi Hahn gibt mit „GLASSHOUSE – eine Annäherung an das Unerklärbare“ einen Einblick in das Leben, die Schöpfung auf unserer Erde, als deren Krone sich der Mensch nur zu gerne sieht. Und sich, wie KISS Vorsitzender Martin König es in seiner Begrüßung formulierte, auch verhält, „als könne er ohne Konsequenzen im Glashaus sitzend mit Steinen um sich werfen – nicht bedenkend, dass er nur ein Teil dieser Schöpfung ist, die ihn vermutlich auch überleben wird.“

Kuratorin und 2. KISS Vorsitzende Heidi Hahn führte im Anschluss in die Ausstellung ein, die nun bis zum 30. Juli BesucherInnen auf Schloss Untergröningen mit existenziellen Fragen konfrontieren wird. Erneut wurde eine äußerst bemerkenswerte Ausstellung namhafter zeitgenössischer Künstler zusammengestellt, die Wissenschaft und Kunst kombiniert und zugleich spektakulär daherkommt.

Einmal die Urtiere im Boden entdecken? Durch das Mikroskop oder überdimensional und leuchtend, in Form von Martin Waldes Hallucigenia? Bei GLASSHOUSE wird all dies möglich. Tür auf und Auge in Auge mit Ottmar Hörls Wölfen – im Wald? Eine Unterwasser-Versuchsreihe? Luis Dilgers Wesen, die offensichtlich die Evolution fortschreiben oder neue Energieformen wie Malte Römers Kraftwerk zur Gewinnung von Energie durch Fußschweiß? Ein verführerisch-blauer Wasserfall, der in Müllbergen endet?

Die Reihe ließe sich endlos fortsetzen, von Urban Hüter über Xuan Huy Nguyen und deren „Paradiese“ bis zu Anna Bittersohl und Philipp Kummer und ihrer Rauminstallation 36 Grad.

All die Arbeiten lassen sich subsummieren unter der philosophischen Überlegung: Was ist das für eine Welt, in der wir leben? Dieses fein abgestimmte, zerbrechliche Glashaus, in dem eines das andere bedingt, in stetem Werden und Vergehen? Warum bilden sich Weltall, Planeten, ausgeklügelte Ökosysteme, warum wird und müht sich das Leben seit Milliarden von Jahren, wenn alles doch irgendwann wieder verschwunden sein wird?

Doch es geht bei GLASSHOUSE nicht nur um das Hier und Jetzt, sondern um alles, von Anbeginn der Welt bis zu ihrem Ende. Mehrmals wurde das Leben auf der Erde durch Naturkatastrophen nahezu ausgelöscht. Jede dieser Vernichtungen gab einen Schub zum Neubeginn. Und da entstand, 4,5 Milliarden Jahre nach Anbeginn unseres Planeten, der Homo Sapiens. Seitdem wirft er im „Glashaus Erde“ beständig mit Steinen. Und mutierte zu einem Wesen, das sich allen überlegen glaubt und doch ohne Energie und künstliche Intelligenz nicht mehr überleben kann.

Deshalb ist die Ausstellung GLASSHOUSE einerseits ein Rückblick auf den Menschen und sein Treiben, aber auch einen Ausblick auf jenes, das uns überleben wird oder noch gar nicht existiert: Kuratorin Heidi Hahn schuf aus aktuellsten Kunst-Positionen hochkarätiger zeitgenössische KünstlerInnen ein faszinierendes Gesamt-Kunstwerk, das unbedingt einen Besuch wert ist. Eine Ausstellung über das Leben, in der man lernt fürs Leben. Und sich dazwischen in „Ohhs“ und „Aahs“ ergeht.

Musikalisch begleitet wurde die Vernissage von den Streichern Marcellis Zerpa (Geige) und Hannes Zeuner (Cello).

Begleitet wird auch die gesamte Ausstellung uns zwar von einem umfangreichen Rahmenprogramm:

21.4.2023, 19.30 Uhr Vortrag: Anthropozän, Prof. U. Holzbaur

22.4.2023, 14 Uhr Wurstkunst

29.4. 2023, 19.30 Filmvorführung + Infoabend: Uhr Helmut Braig

5.5.2023, 19.30 Uhr Lesung mit Autor Holger Klemens

11.5.2023, 19.30 Uhr Sundowner mit Aussicht

12.5.2023, 19 Uhr Vortrag: Digitalisierung in der Kunst und im Kulturbereich

30.7.2023, 15 Uhr Finissage

Weitere Informationen unter: www.kiss-untergroeningen.de

Die KünstlerInnen von GLASSHOUSE: Günter Beier, Anna Bittersohl, Esther van der Bie, Edgar Braig, Luis Dilger, Bean Finneran
Robert Frenzel, Katharina Gierlach, Heidi Hahn, Karl das Kompostaquarium, Ottmar Hörl, Urban Hüter, Philipp Kummer, Werner Liebmann, malatsion, MY-CO-X, Hiroyuki Masuyama,
Xuan Huy Nguyen, Malte Römer, Andreas Schäffner, Tatjana Schülke, Melanie Siegel, Axel Teichmann, V. meer, Rainer Vogt, Martin Walde, Brankica Zilovic

Ausstellung GLASSHOUSE

bis 30. Juli 2023
Sa 14 - 18 Uhr So + Feiertag 11 - 18 Uhr
Kuratorenführungen nach Vereinbarung unter kunstimschloss@web.de

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