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Gemeinde Abtsgmünd

Vom Traum zum Albtraum

Artikel vom 06.04.2022

Sturm und Regenschauer peitschen unaufhörlich ums Untergröninger Schloss – passender hätte das Wetter am Donnerstagabend für die Eröffnung der neuen KISS-Ausstellung FANTASMA nicht sein können, denn diese nimmt die Besucher mit ins Reich der Fantasie und der Träume, aber auch der Albträume, Spuk und Grusel inbegriffen. Kuratorin Heidi Hahn führte in die außergewöhnliche Ausstellung ein, die der Kunstverein KISS noch bis zum 31. Juli auf Schloss Untergröningen präsentiert. Über 200 Arbeiten von 30 nationalen und internationalen Künstlerinnen und Künstlern hat Kuratorin Heidi Hahn gekonnt zusammengetragen und in einer Ausstellung vereint, bei der es phantastisch wird – Gänsehaut-Feeling inbegriffen.

Etwa 150 Gäste, darunter zahlreiche Künstlerinnen und Künstler, KISS-Mitglieder sowie Kunstinteressierte, waren zur Vernissage des 22. Kunst- und Kultursommers gekommen und ließen sich von Heidi Hahn, Kuratorin und 2. KISS-Vorsitzende, ins Reich von FANTASMA einführen, das in den letzten Wochen und Monaten in mühevoller Arbeit auf Schloss Untergröningen entstanden ist. Fantasmen in der Kunst existieren seit Anbeginn aller Darstellungen. Schließlich eignet sich nichts besser, um Imaginationen zu realisieren. FANTASMA steht für Erscheinung, Traumbild, Schreckgespenst, Spuk. Doch Kunst muss nicht unbedingt dem Genre des Phantastischen angehören, um Fantasmen zu schaffen. Oftmals bewirken dies Präsentation und Kombination, wozu sich ein Schloss ideal anbietet. Oder, wie Kuratorin Heidi Hahn formuliert: „Wo, wenn nicht hier?“ So fängt FANTASMA die Besuchenden gleich einer unendlichen Geschichte aus rund 200 Werken, in der das Phantastische zum Zuge kommt – pur, in voller Wucht und Direktheit:

Ob Daniel Depoutots (Toten-)tanzende Skelette und andere seiner „Schatten-Objekte“, ob die Videoarbeit „never call me mensch again“ von Johanna Mangold/Jeremias Heppeler, Pieter Lerooijs Tier-Metaphern, Sundari Arlts Chimären oder Alex Tennigkeits Real-Fantasmus - es geht um die Auswüchse unserer Phantasie. Anna Bittersohls Gemälde entziehen den sicheren Boden im Hier und Jetzt, wie umgekehrt Sabine Hertigs Collagen sich zu wundersamen Landschaften formieren. Florian Schlumpfs „Time Machines“ und Uwe Ditz` Serie „Temptation“ transferieren Zeit und Raum. Robert Matthes hält uns mit schaurigen Metaphern den Spiegel vor, Eckart Hahns Fantasmen chiffrieren die vermeintliche Realität.

Das Credo der Kuratorin: Kunstpräsentation zum spannenden Erlebnis zu machen. Ein Konzept, das Jahr für Jahr mehr Menschen zu KISS holt und ganz nebenbei immer mehr für die Kunst begeistert. Deshalb sollen die Geister im Schloss nicht müffeln nach den Altvorderen, sie tauchen auf in allen erdenklichen Realitäten: Ob digital, zwei- oder dreidimensional wie bei Rainer Plums Laser-Installation, Manfred P. Kages optischem Konzert, Werner Fohrers „Streetlife“ oder Daniel Bengessers Giga-Hologramm, sie sind zum  Anfassen oder Durchfassen, wie Nick Veaseys X-Ray-Fotografien. In Jeongmoon Chois Installation „Drawing in Space“ entstehen völlig neue, erlebbare Dimensionen im Raum und Margaret Marquardts „Boundless Space“ lässt gar den unendlichen Abgrund erahnen. Ab und an gewährt FANTASMA ein verträumtes Durchatmen bei Feen und Elfen: in einem Quasi-Märchenland, in dem sich Patricia Wallers Häkel-Figuren und Daria Petrillis Ibis-Arbeiten tummeln; wo Steve Viezens Motive wie Renata Mauriellos „Hundert Jahre“, flankiert von Enrik Hüpedens Wandarbeit, vermeintlich direkt zurück in die Kindheit führen. Sie alle packen durch doppelten Boden, beißende Ironie und einen Schuss Absurdität. Oder gar mit Angst und Schrecken wie Olga Golos` Installation „Night“. Und stellen Fragen, wie Richard Allrich, Susanne Kircher-Liner oder Marina Sailer: Nach dieser Welt jenseits unseres Bewusstseins.

Landrat Dr. Joachim Bläse zeigte sich beeindruckt von „dieser fantastischen Ausstellung“ und verwies in seinem Grußwort auf die große Aktualität des Themas. „Derzeit fragt man sich, ob das alles noch reell ist. Erst Corona, dann der Krieg.“ Viele Menschen müssten derzeit erleben, wie aus Traum Albtraum wird und genau da brauche es viel Fantasie. Kunst könne helfen zu verarbeiten und auch neue Horizonte eröffnen, so der Landrat. Auch musikalisch war es ein fantastischer Abend: Gitarrist Daniel Bengesser, der ebenfalls im Schloss ausstellt, entführte gemeinsam mit Steffen Köble am Schlagzeug und sphärischen Klängen ins Reich der Fantasie. Die beiden werden zudem am 21. Mai bei der Langen FANTASMA-Nacht als Holo-Double-Twins – die erste hologradfische Band der Welt, im Schloss auftreten. Im Anschluss folgt das Optische Konzert von Manfred P. Kage, das die Wände des Schlosses in Farben und Licht taucht (Tickets im VVK: 18 €).

Doch damit nicht genug. Ein breites Veranstaltungsprogramm begleitet die Ausstellung:  Am 14. und 16 April lädt KISS alle Kinder von 15 – 18 Uhr zum Traumfänger-Basteln ein (UKB: 20 €).

Ein besonderer Abend in der Ausstellung wartet am 29. April. Um 20 Uhr liest Holger Klemens aus seinem Buch: Die Farben der Qualle. Die Ausstellung ist bis 22 Uhr geöffnet.

Märchenhaft wird es dann am 6. Mai. Märchenerzählerin Lara Krämer erzählt um 17 Uhr in der Ausstellung Märchen für Kinder und um 19:30 Uhr Märchen aus aller Welt für Erwachsene (Eintritt jw. frei).

Die Ausstellung ist bis zum 31. Juli und auch über die Osterfeiertage immer samstags von 14 – 18 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 11 – 18 Uhr geöffnet. Eintritt 7€.

Infos zu Ausstellung + Begleitprogramm / Führungen: www.kiss-untergroeningen.de

Aktuell ist der Schlossberg in Untergröningen wegen Bauarbeiten gesperrt. Unsere Ausstellung erreichen Sie deshalb leider
nur über die Zufahrt zur "Kolonie" oberhalb des Schlosses. Dort gibt es Parkmöglichkeiten und den Fußweg hinab ins Schloss.

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