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Gemeinde Abtsgmünd

Interkommunale Abwasserbeseitigung: Umstellung des Prozessleitsystems

Artikel vom 20.07.2022

Am 11. Juli kamen die Mitglieder des gemeinsamen Ausschusses „Interkommunale Abwasserbeseitigung Abtsgmünd – Adelmannsfelden“ (IA³) zu einer Sitzung vor Ort zusammen. Anlass war die Umstellung der komplexen Software des Prozessleitsystems der Kläranlage Abtsgmünd. Außerdem fand eine Begehung des kleinen Belebungsbeckens statt, das derzeit abgelassen ist, um die in der Anlage auftretende Betonkorrosion in Augenschein zu nehmen und Lösungsansätze zu diskutieren.

Da es für das alte Prozessleitsystem der Kläranlage Abtsgmünd keine Updates mehr gibt und der Hersteller den Betrieb eingestellt hat, war eine Umstellung auf ein neues Prozessleitsystem für die Kläranlage Abtsgmünd zwingend erforderlich geworden, um den sicheren, dauerhaften und effizienten Betrieb der Anlagen sicherzustellen. Im Rahmen einer Besichtigung des Ausschusses zur IA³ gab Betriebsleiter Alexander Hänle einen Überblick über den aktuellen Stand der Arbeiten. Klaus Stoll und Herr Gustav Breddermann von der Firma Stoll Prozessleittechnik GmbH aus Eschach erläuterten das neue System im Betriebsgebäude.

Der neue Server ist bereits installiert, nun werden nach und nach die einzelnen Anlagen der insgesamt 19 Außenstationen aufgeschaltet und auf die neue Software der Firma FlowChief umgestellt. Dieses System wurde gewählt, da es bereits erfolgreich in der Kläranlage Untergröningen im Einsatz ist. Durch die Umstellung des Prozessleitsystems in der Abtsgmünder Kläranlage müssen auch die Außenstellen der IA³ auf das neue System angepasst und umprogrammiert werden. Zudem ist es erforderlich, die Steuerungs- und Übertragungstechnik an jeder Außenstation umzubauen, da die bestehenden Telefonanschlüsse zur Übertragung der Daten von analog auf digital umgestellt werden müssen. In diesem Zug sollen auch die Außenstationen von IA³ (Fischhaus, Pommertsweiler und Ölmühle) auf interne Glasfaserverbindungen zur Sammelkläranlage Abtsgmünd umgestellt werden. Dies ist möglich, da bei der jeweiligen Druckleitungsverlegung im Rahmen von IA³ auf der Gemarkung Abtsgmünd jeweils ein Breitbandleerrohr mitverlegt wurde und diese mittlerweile mit Glasfaserkabeln belegt sind. Dadurch ist eine direkte Kommunikation der Pumpwerke mit der Sammelkläranlage Abtsgmünd über eigene Glasfaserkabel möglich. Der Vorteil ist ein deutlich sicherer Betrieb der Hauptaußenstationen. Die komplette Umstellung wird voraussichtlich im Frühjahr 2023 abgeschlossen sein. Die Kosten für das neue Prozessleitsystem einschließlich der erforderlichen Umbauarbeiten belaufen sich auf rund 327.000 Euro.

Das Megaprojekt IA³ umfasste vier große Funktionsabschnitte, an denen seit Sommer 2013 fünfeinhalb Jahre intensiv gebaut wurde. Im Rahmen dieser interkommunalen Zusammenarbeit zwischen Adelmannsfelden und Abtsgmünd wurden drei kommunale Kläranlagen zu Pumpwerken umgebaut sowie neue Pumpwerke errichtet, damit die Abwässer dann zentral in der Sammelkläranlage Abtsgmünd gereinigt werden können. Diese Lösung ist wirtschaftlicher und vor allem umweltfreundlicher als eine dezentrale Struktur. Im ersten von vier Funktionsabschnitten wurde die bestehende Sammelkläranlage in Abtsgmünd von 5.000 auf 13.000 Einwohnerwerte ausgebaut. Zudem leisten die Gemeinden durch diese riesige Investition einen erheblichen Beitrag zur Verbesserung der Wasserqualität in der Blinden Rot und im weiteren Verlauf des Kochers. Die Gesamtkosten für dieses Infrastrukturprojekt, das vom Land Baden-Württemberg maßgeblich unterstützt wurde, beliefen sich auf rund 14,4 Mio. Euro. Vom Land Baden-Württemberg wurde Abtsgmünd für das Projekt mit 7,1 Mio. Euro bezuschusst.

Da das kleine Belebungsbecken derzeit abgelassen ist, nutzten die Mitglieder des Ausschusses zudem die Gelegenheit zu einer Vor-Ort-Begehung, da in den Becken der Kläranlage Betonkorrosion festgestellt worden war. Leiter Alexander Hänle erläuterte die verschiedenen Ansätze, die zur Ursachenforschung ergriffen wurden. Allem Anschein nach nimmt die Säurekapazität des Wassers durch die Zusammensetzung der Abwässer und die lange Verweildauer in der Anlage ab. Dadurch werden den Betonbecken vermutlich Bestandteile entzogen, was wiederum zu den Korrosionserscheinungen führt. Betriebsleiter Hänle berichtete, welche Gegenmaßnahmen bereits ergriffen wurden. So wurde etwa ein 29 m³-Silo installiert, über das Calciumhydrogencarbonat (Kreide) in den Abwasserprozess eingebracht wird, was diese Säurekapazität wieder erhöht. Dies habe schon für spürbare Verbesserungen gesorgt. Weiterer positiver Nebeneffekt durch die Zugabe der Kreide ist, dass der Trockensubstanzgehalt des entwässerten Klärschlammes deutlich höher ist, was für ein geringeres Gewicht des Klärschlammes sorgt. Somit fallen auch weniger Entsorgungskosten an. 

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