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Gemeinde Abtsgmünd

Ausstellung KISS 'GLASSHOUSE'

Datum 18.03.2023 bis 30.07.2023
Uhrzeit 14:00 Uhr bis 18:00 Uhr
VeranstalterKISS - Kunst im Schloss Untergröningen e.V.
Adresse73453 Abtsgmünd-Untergröningen
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Beschreibung

Die Fragen werden nie beantwortet werden: Was ist das da für eine Welt, in der wir leben? Wo kommt sie her, wo geht sie hin? Dieses fein abgestimmte, zerbrechliche Glashaus, in dem eines das andere bedingt, das in stetem Werden und Vergehen Biomasse und Energie beständig umverteilt? Warum bilden sich Weltall, Planeten, darauf ausgeklügelte Ökosysteme, warum wird und müht sich das Leben seit Milliarden von Jahren, wenn alles doch irgendwann wieder verschwunden sein wird?
Mehrmals wurde das Leben auf der Erde durch Naturkatastrophen nahezu ausgelöscht. Jede dieser Vernichtungen gab einen Schub zum Neubeginn, zu neuen Lebensformen, die sich in ihrer Biosphäre wunderbar ergänzten: Von den Bakterien an den Schwarzen Rauchern zu einer Erde, die weitgehend mit Wasser überzogen war, mit unglaublich hohen CO2 Konzentrationen und dichten Wäldern, Meeresspiegeln die bis zu 100 m höher waren weltweit, einem völlig ausgetrockneten Mittelmeer, Warmzeiten, Kaltzeiten, Eiszeiten usw.

Und da entstand, 4,5 Milliarden Jahre nach Anbeginn unseres Planeten, der Homo Sapiens, um sich als selbsternannte Krönung der Schöpfung die Erde Untertan zu machen. Seitdem wirft er im Glashaus Erde beständig mit Steinen, beeinflusst seine Umwelt und das Leben auf der Erde. Und das, obwohl er eigentlich mit anderen Lebewesen nicht konkurrieren kann ohne Hilfsmittel. Die er schuf, weil er des komplexen Denkens mächtig ist. Aus dem Denken wurde Wünschen und Wollen, Neid, Missgunst, Folter und Kriege. Letztendlich mutierte dieser Allesfresser, der Tätigkeiten auf Hilfsmittel verlagerte, zu einem, der alles machen lässt. Und der deshalb inzwischen ohne Energie und künstliche Intelligenz  nicht mehr überleben kann.
Deshalb ist die Ausstellung GLASSHOUSE gewissermaßen ein Rückblick auf den Menschen, seinen Forscherdrang, seine Zerstörung.

Die Frage steht im Raum: Ist der Mensch eher ein zeitlich unbedeutendes Experiment der Natur denn die „Krone der Schöpfung“? Ein Katalysator, der sich nach rund 300 000 Jahren Existenz selbst auslöscht? Die Natur allerdings wird weitermachen, mit neuen Lebensformen und mit beständigen, wie Bakterien und Einzellern, die bereits seit Milliarden Jahren existieren, bis die  Erde dann in ca. 4 – 5 Milliarden Jahren durch kosmische Einflüsse zerstört werden wird. Ebenso wie auch das Universum nicht ewig existiert und irgendwann in Protonen zerfallen wird.

Deshalb ist die Ausstellung auch ein Gedenken an all jenes, das uns überleben wird, das wir nicht kennen oder nicht beachten, das noch gar nicht existiert: Zum Beispiel Lebensformen wie Tiefseebewohner, das spannende Leben der Pflanzen;  Pilzgeflechte, die die ganze Welt wie ein riesiges unterirdisches Nervensystem überziehen; Bakterien und andere Lebewesen, die in uns und auf uns wohnen, die unser physisches wie sogar psychisches Gleichgewicht garantieren. Für die wir Biosphäre, Glashaus, Weltraum sind.

Deshalb schuf Kuratorin Heidi Hahn aus aktuellsten Kunst-Positionen hochkarätiger zeitgenössische KünstlerInnen eine faszinierende Ausstellung, die dieses Mal Kunst mit Wissenschaft und faszinierenden Einblicken kombiniert: Das Projekt „MY-CO-X“ der TU Berlin gewährt großartige Einblicke in die Welt der Pilze. Deren Myzel bietet großes Potential, der Baustoff der Zukunft zu werden.
„Karl das Kompostaquarium“, ein Projekt der Hochschule Aalen, zeigt das sonst unsichtbare Leben im Boden. Wer als Besucher eine Handvoll Erde mikroskopiert, wird dort Lebewesen finden, die dem Urwurm Hallucigenia ähneln, den der Wiener Künstler Martin Walde seit Jahren ins Zentrum seiner Arbeit stellt.

Bean Finnerans „Cones“ ähneln bunten Korallenriffen, Luis Dilgers digitale Kreaturen erinnern an vergangene Formen, scheinen aber zugleich die Evolution weiter fortzuschreiben und vorwegzunehmen. Esther van der Bie und Malte Römer fokussieren unsere aktuelle Wohn- und Lebenssituation. Römers „Kraftwerk zur Gewinnung von Fußschweiß als regenerative Energiequelle“ dokumentiert den menschlichen Forschergeist ebenso wie Axel Teichmann. Bedrückenden Kriegs-Momente liefern Edgar Braig und Rainer Vogt.

Brankica Zilovics „LIFE“  und Urban Hüters Rauminstallation „Garden of Earthly Delights“, „Tag X“ oder „Journée horizontale“ von Xuan Huy Nguyen sowie Werner Liebmanns „Wie Motten zum Licht“ stehen für das Paradies, in dem der Mensch ward. Das er stetig nach seinem Bilde verändert hat.  Eindrücklich gezeigt von malatsion in ihren Installationen „© semons“ und „Genesis/genesen“. Günter Beiers überdimensionale Blumensamen-Tüten eröffnen jenen Bereich, in dem Melanie Siegels „Landschaften“ in Konstellation mit Tatjana Schülkes Objekten und Robert Frenzels  den Bereich der „menschgemachten Natur“ zeigen.

In der Rauminstallation „Be Honey Be“ schließlich  gibt Heidi Hahn dem menschlichen Besucher Einblicke in die Welt der Bienen, der Blumen und ihrer faszinierenden Kommunikation. Die jedoch nur funktioniert, wo heimische Natur auf heimische Tiere trifft: Zuchtpflanzen scheinen eine fremde Sprache zu sprechen.
Damit geht es, wie auch in den Gemälden von Katharina Gierlach oder in Hiroyuki Masuyamas Leuchtkasten „Flowers“, zurück zur Natur: Ob zu Ottmar Hörls „Wölfen“, einer „Schneckeninvasion“ oder  V. meers Skulpturen, die Vergehen und Werden eindrücklich darstellen. Und wir durchschreiten Natur in der Rauminstallation „36°“ von Anna Bittersohl und Philipp Kummer: 36 Grad als Temperatur, bei der die körperliche Grenze nicht mehr spürbar ist. Ein Schwebezustand, ein Moment, der uns im Gleichgewicht sein lässt mit der Welt um uns. Einer Welt, in der das Gleichgewicht allerdings verloren ging. Weil unser Hang zum „Mehr“ uns an unsere „Borderline“ (Werner Liebmann) gebracht hat.


GLASSHOUSE ideologisiert nicht, kategorisiert nicht, nähert sich vielmehr philosophisch jenem, das unerklärbar bleibt und doch nur auf Zeit existiert. Und endet nicht mit einem optimistischen: „Am Ende wird alles gut“, sondern mit der wissenschaftlichen Feststellung: „Am Ende wird alles endgültig vorbei sein.“

KünstlerInnen:
Günter Beier, Anna Bittersohl, Esther van der Bie, Edgar Braig, Luis Dilger, Bean Finneran, Robert Frenzel, Katharina Gierlach, Heidi Hahn, Ottmar Hörl, Urban Hüter, Karl das Kompostaquarium, Philipp Kummer, Werner Liebmann, malatsion, MY-CO-X, Hiroyuki Masuyama, Xuan Huy Nguyen, Malte Römer, Tatjana Schülke, Melanie Siegel, Axel Teichmann, V. meer, Rainer Vogt, Martin Walde, Brankica Zilovic

Die Ausstellung wurde möglich durch die Unterstützung von: Land Baden-Württemberg, Ostalbkreis, Gemeinde Abtsgmünd, Kreissparkasse Ostalb, EnBW-ODR, Baumschule Weber, Schwab-Design, Hochschule Aalen, Explorhino.
 

Bilder

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